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Nationalhymnen-Zwang ist Schwachsinn!

Veröffentlicht am 09.06.2010 in AntiFa/Migration

Zur Forderung der Jungen Union Coburg-Land nach einem Zwang für alle deutschen Fußball-Nationalspieler die Nationalhymne mitzusingen, erklärt der Kreisvorsitzende der Jusos Coburg-Land, Sebastian Geiger:

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika steht vor der Tür und schon ist sie da: Die Diskussion um einen „gesunden“ Patriotismus. Auch die Junge Union (JU) im Landkreis Coburg, vertreten durch den Kreisvorsitzenden Matthias Korn, springt auf diesen Zug auf und fordert gar einen Hymnen-Zwang für alle Nationalspieler Deutschlands.

Allerdings wird bei dieser Diskussion leider viel zu oft vergessen, um was es eigentlich geht. Es geht hier nicht um Deutschland oder irgendein anderes Land – es geht schlicht und ergreifend um Fußball. Wieso will man einen Sportler dazu verpflichten die deutsche Nationalhymne mitzusingen? Meines Erachtens soll hier lediglich der Fußball instrumentalisiert werden, um ein wie auch immer geartetes Nationalgefühl aufzubauen. Ich persönlich werde die deutsche Nationalhymne aus verschiedenen Gründen nicht mitsingen. Nichtsdestotrotz werde ich dem DFB-Team die Daumen drücken und mich über jedes gewonnene Spiel freuen. Wieso soll das ein Widerspruch sein? Wenn jemand jedoch unbedingt die Nationalhymne singen möchte, werde ich niemanden daran hindern. Dies ist ein Gebot der persönlichen Freiheit. Eben jene Freiheit hat sich, zumindest nach eigenem Bekunden, auch die JU auf die Fahnen geschrieben. Die Forderung nach einem Hymnen-Zwang belegt jedoch wieder einmal, dass dies oftmals nur eine leere Phrase ist.

Hinzu kommt, dass es vom geforderten Patriotismus nur ein schmaler Grad hin zum überschwänglichen Nationalismus ist. Dies zeigt auch die so genannte „Eislinger Erklärung“ der Jungen Union im baden-württembergischen Göppingen. In diesem Papier fordern die Parteifreunde der Coburger JU unter anderem mehr Nähe zu der islamfeindlichen Bewegung „Pro Köln“ und eine „Abkehr von der Selbstgeißelung mit den Verbrechen des Dritten Reiches“. Außerdem beklagen sie den „Verlust der deutschen Ostgebiete“. Von derartigen Positionen ist die Junge Union im Landkreis Coburg meiner Einschätzung nach zwar noch weit entfernt, allerdings wird an diesem Beispiel sehr deutlich, wohin der von Vielen als unbedenklich eingestufte Nationalstolz führen kann.

Ich wünsche mir sehr, dass die Fußball-Weltmeisterschaft das wird, was sie eigentlich sein soll: Ein buntes Fest von Menschen aus allen Teilen der Welt, die einfach nur Spaß am Fußball haben. Schwachsinnige Forderungen nach einem Hymnen-Zwang sind hier definitiv fehl am Platz.

Sebastian Geiger
Kreisvorsitzender Jusos Coburg-Land

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Foto: © Angela Parszyk / PIXELIO