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Ein buntes Fest für Toleranz (Coburg ist bunt!)

Veröffentlicht am 18.07.2011 in AntiFa/Migration
Am 16.07.2011 fand das Bunte Fest in Coburg statt, das vom Coburger "Bündnis gegen Rechts" organisiert wurde, bei welchem auch die Jusos Coburg/ Kronach Mitglied sind. Auf diese Weise wollten wir unsere Solidarität mit der türkisch-islamischen Gemeinde in Coburg zeigen, deren geplanter Minarettbau von verschiedenen Seiten scharf kritisiert wurde. Auch die NPD versuchte diese Diskussion für ihre fremdenfeindlichen, rassistischen und undemokratischen Zwecke zu nutzen und organisierte einen Aufmarsch. Sie hatte allerdings keine Möglichkeit Aufsehen zu erregen, denn sie ging unter in einem bunten, fröhlichen und lustigen Fest, das mit Tanz, Musik, Reden und kulinarischen Spezialitäten aus der Türkei bei Weitem mehr überzeugte. So blieb das Fazit des 16.07. ein Großartiges: Coburg ist weltoffen, tolerant, menschlich und freundlich! Und vor allem ist es bunt - vielfältig und bunt wie das Bunte Fest! Mehr Bilder unter
  • Coburg ist bunt! (16.07.2011)
  • Video (ITV Coburg):
  • Coburg ist bunt! (ITV Coburg)
  • Redebeitrag der Vorsitzenden der Jusos Coburg/ Kronach, Franziska Bartl:

    Liebe Besucherinnen und Besucher unseres bunten Festes!

    Wir sind heute zusammengekommen, um gemeinsam ein Fest zu feiern,
    ein Fest für Toleranz, Weltoffenheit, Menschlichkeit, Demokratie und Solidarität.
    Solidarität mit den Mitgliedern der türkisch – islamischen Gemeinde in Coburg, Solidarität, die sie dringend brauchen!

    Denn in den letzten Wochen haben wir immer wieder in der Presse verfolgen können, was es heißt, wenn Mitbürgerinnen und Mitbürger ausgegrenzt werden.

    Was es heißt, wenn ihnen das Grundrecht genommen werden soll, das wir alle so schützenswert finden:
    Die Religionsfreiheit, seit 1949 aus guten Gründen in unserem Grundgesetz verankert,
    die auch beinhaltet Raum zu haben für religiöse Sitten und Bräuche.

    Für die türkisch – islamische Gemeinde ist es ein Minarett, das dazu gehört.
    Ein Minarett, dass niemanden stören kann, ein Symbol des muslimischen Glaubens - für andere vielleicht nur ein Turm.

    Wo ist also das Problem?

    Wo ist das Problem ein Minarett in das Stadtbild mit seiner Vielzahl an Kirchentürmen zu integrieren.

    Wo ist das Problem?

    Gibt es doch ein solches Minarett in unserer Nachbarstadt Neustadt schon seit einigen Jahren - ohne, dass es als störend empfunden wird!

    Wo ist das Problem, frage ich,
    wenn sich Gesellschaften verändern, so wie sie sich im Lauf der Geschichte immer wieder verändert haben?

    Und ist es in Folge dessen nicht notwendig, dass wir uns mit ihnen verändern, um eben nicht zu den ewig Gestrigen gehören?!

    Dass sich nun diese ewig Gestrigen, dass sich nun namentlich die NPD in die Diskussion einschaltet und auf diese Weise eine populistisch aufgeheizte Situation versucht für ihre antidemokratischen, unmenschlichen und volksverhetzerischen Ziele, für ihre faschistischen Ideologien zu instrumentalisieren, ist beschämend!

    Und umso mehr beschämend in unserer Stadt,
    in Coburg,
    der Stadt, die sich leider schon einmal auf besonders unmenschliche Weise hervorgetan hat.

    Nämlich im Jahr 1922, als der sogenannte „Deutsche Tag“ mit seinen SA – Horden durch unsere Stadt zog und alles, was anders schien aus dem Weg prügelte.

    Oder im Jahr 1929, als Coburg eine der ersten deutschen Städte mit NSDAP – Mehrheit war.

    Oder im Jahr 1932, als Coburg Adolf Hitler zu seinem Ehrenbürger machte – ein Jahr vor dessen Reichskanzlerschaft.

    Und auch in der Folgezeit, als jüdische MitbürgerInnen erst ausgegrenzt, verfolgt, verhaftet, misshandelt und getötet wurden.

    Natürlich ist das lange her und niemand von uns trägt die Verantwortung dafür.

    Aber eine andere Verantwortung tragen wir!
    Die Verantwortung dafür zu sorgen, dass in unserer Stadt nie wieder Menschen ausgegrenzt werden, weil sie auf den ersten Blick anders erscheinen!

    Und Coburg kann das!
    Wir sind eine tolle, moderne und offene Stadt.
    Wir feiern jedes Jahr mit Freuden das Sambafestival,
    ein Fest mit südamerikanischen Klängen.
    An unserer Hochschule studieren Studierende aus allen Teilen der Welt,
    wir gehen gerne chinesisch Essen in der Mohrenstraße oder holen uns ein Eis in der Cortina.
    Zum Open Air Sommer auf dem Schlossplatz kommt Joe Cocker und im Landestheater bestaunen wir die Tänzerinnen unseres Ballettensembels,
    die mal in Spanien, mal in Japan geboren wurden.
    Und wir leben seit Jahren auch mit unseren türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger friedlich zusammen.
    Gehen wir nicht gerne Döner essen und Ayram trinken? Und feierten wir nicht schon gemeinsam das Zuckerfest auf dem Coburger Marktplatz?

    Und so muss es sein!
    Das ist gelungene Integration!
    Denn Integration bedeutet Einbinden und das kann nie eine Einbahnstraße sein!

    Lasst uns deshalb nach Coburgs Motto handeln, das Motto, welches besagt Coburg zeichne sich durch Werte und Wandel aus.
    Lasst uns danach zu leben!
    Nach Werten wie Toleranz, Humanität und die Gleichheit aller Menschen!

    Und lasst auch den Wandel in unsere Stadt, indem ihr offen gegenüber Neuem,
    gegenüber vermeintlich Anderem seid!

    Lasst uns also zusammen unser Fest feiern.
    Lasst es uns feiern und denen dort zeigen, dass wir ein anderes Bild von Coburg haben als sie:
    Ein freies, ein lebhaftes, ein offenes, menschliches und tolerantes Coburg.
    Und vor allem ein Buntes! –

    So bunt und vielfältig
    und dennoch einig
    wie unser Fest am heutigen Tag!